Vivaness: Das sind die Naturkosmetik-Trends 2020

Zurück von der Vivaness! Trotz anhaltender Corona-Panik fand DIE Fachmesse rund um Naturkosmetik auch 2020 statt, diesmal sogar in vergrößerten Räumlichkeiten. Über 45.000 Besucher haben die Messe besucht, über 250 Hersteller aus 42 Ländern ihre Neuheiten präsentiert. Alles in allem lässt sich sagen: der Marktanteil von Naturkosmetik wächst stetig, somit wird auch das Angebot immer breiter und vielfältiger. Mir wird es auch in diesem Jahr nicht gelingen, alle Impressionen und Neuheiten in einen Post packen, doch einige Trends zeichneten sich ganz klar ab. Diese will ich euch heute näher vorstellen!

Zero Waste Bathroom: die Verpackungsfrage

Das Thema „Verpackung“ treibt nahezu jeden Hersteller um. Dabei ist es erst einmal egal, ob man erst im Zuge der Klimadebatte auf die Problematik aufmerksam wurde oder sich „nur“ dem wachsenden Druck aufmerksamer Konsumenten beugt. Entziehen kann man sich dem Thema nicht mehr.

Urtekam setzt auf ein schickes neues Design und pflanzenbasierte Verpackungen aus Zuckerrohr

Aber einig ist man sich nicht: die Aussagen sind widersprüchlich. Während der eine Hersteller erklärt, man könne Verpackung nicht aus (Abfall-)Stoffen, beispielweise der Zuckerrohr-Industrie, aus Entwicklungsländern fertigen, weil dieser Rohstoff dann dort fehlen würde, setzt der nächste genau diesen ein. Firma A setzt auf recyceltes, sortenreines Plastik – da sich nur dieses erneut recyceln lässt. Mischplastik ist dazu nicht geeignet. Firma B mischt Kunststoff wiederum mit Kreide, Papier, Holz und verbraucht dadurch weniger PE an sich, allerdings für eine One-Way-Lösung. Guter Willen und Innovationsbereitschaft ist vorhanden, guter Rat allerdings teuer.

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Reihenweise Zerowaste-Produkte: zB. ein Sonnenschutz-Stick in Pappe und festes Shampoo mit Trend-Inhaltsstoff Hanf

Kosmetik wird zunehmend politischer und viele Verbraucher*innen nehmen sogar lieber Abstriche in der Performance der Produkte hin, solange die CO2-Bilanz durch etwa Maßnahmen wie Regionalität oder Wasserfreiheit stimmt. Der Vorteil liegt auf der Hand: bei festen Produkten sinkt die Bilanz auf dem Transportweg und auch die Verpackung kann einfacher gestaltet werden.

Naturkosmetik-Trend Nr.1 : festes Shampoo & Seife

Worin sich alle einig sind: am einfachsten ist’s wasserfrei gefertigt und plastikfrei verpackt! Feste Kosmetik am Stück, vor allem Seifen und feste Shampoos, boomen unheimlich. Das ist nachvollziehbar, denn die Grundrezeptur ist sowohl günstig als auch easy umzusetzen. Sie benötigt keine zeitaufwändige Forschung oder Produktentwicklung. Die Auswahl in den Drogerien und Bio-Läden wird also perspektivisch deutlich wachsen!

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Körper- & Gesichtsseifes von Speick, fester Gesichtsreiniger von Lamazuna, Duschbar-Syndet von jolu, Seife von khadi

Schade dabei ist, dass wenig innovative Formulierungen dabei sind. Im Endeffekt wird man ein und dasselbe Produkt mit unterschiedlichem Marketing und Duft, analog zum Flüssigshampoo, erwerben können. Wenn das allerdings dabei hilft, die Zielgruppe zu verbreiten und so die Plastikverpackungen einzudämmen: famos! Ich bin bekanntermaßen ja ohnehin ein großer Fan.
Was derzeit stationär noch nicht im Regal steht: fester Conditioner. Hier ist die Rezeptur etwas anspruchsvoller. Doch auch hier kann man gespannt in die (nahe) Zukunft blicken: mehrere Hersteller tüfteln bereits.

Dauerbrenner (hihi :D): mineralischer Sonnenschutz

Nach wie vor ein großes Thema, bei dem stets Verbesserungs- und auch Aufklärungsbedarf besteht: naturkosmetischer Sonnenschutz.
Ganz neu entwickelt, wird es in diesem Jahr eine komplette Sonnenpflege-Linie der Naturkosmetik-Pioniere Santaverde geben.

Wie gewohnt basiert die Rezeptur auf Aloe Vera und setzt zusätzlich auf Ectoin und Hyaloronsäure für das Plus an Feuchtigkeit. Für den Schutz werden Titan- und Zinkoxid eingesetzt. Die Formulierungen duften beide traumhaft nach Kokos, Sommer und Sonne, und der erste Praxistest bestätigt die Aussage des Nicht-Weißelns und schnellen Einziehens. Einen längeren Praxistest werde ich im Sommer wagen. Man hat sich bewusst für die recht niedrigen Lichtschutzfaktoren von 15 und 20 entschieden. Bei einem höheren Schutz verlängert sich lediglich das Zeitfenster, das man in der Sonne verbringen kann. Die Schutzwirkung an sich steigt jedoch nur marginal.
Zwei weitere Marken, die bereits länger mit dem Thema Sonnenschutz zu tun haben, reagieren 2020 auf Verbraucherwünsche. Von i+m wird es einen unbedufteten Sensitiv-Sonnenschutz geben. Und Laboratoires de Biarritz, DIE Anlaufstelle für getönten Everyday-Sonnenschutz, launcht eine Variante für Schneewittchen, die auch welche bleiben wollen!

Das freut mich ganz besonders, denn der Anstoß zu dieser Produktentwicklung wurde unter anderem auf der Vivaness 2019 von einigen Bloggern gegeben, die die Entwicklung auch mitbegleiten durften. Schöner können Synergien sich nicht entwickeln! 🙂 Und wie ihr seht: der Sonnenschutz ist wirklich sehr, sehr hell getönt.

Zahnpflege: plastikreduzierte Ansätze

Der nächste Trend speist sich auch aus den vorhergehenden: innovative Zerowaste-Ansätze im Bereich der Zahnpflege. Neben „normaler“ Zahnpasta im Glas, die einen möglichst einfachen Einstieg mit der minimalsten Umstellung der gewohnten Zahnpflege in die Plastikfrei-Thematik bieten soll, launchen Ben & Anna auch Zahntabletten. Es gibt Varianten mit und ohne Fluorid, die sich einfach im Mund zu einer Paste zerkauen lassen. Ebenfalls neu sind die Mundspülungs-Tabletten: sie werden einfach vor dem Zähneputzen in etwas Wasser geben und sind nach ca. 3 Minuten dann zu einer gebrauchsfertigen Spülung geworden.
Besonders lecker finde ich auch die Zahncreme von niyok. Sie basiert auf Kokosöl und neben der gezeigten Sorte „Pfefferminz-Zitrone“ wird es bald auch ganz verrückte Sorten wie „Eisbonbon“ geben. Zudem bestehen die Tuben zu 50% aus Kreide.

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Zahncreme im Glas und Mundwasser in Tablettenform von Ben & Anna, Kokosöl-Zahncreme von Niyok, Zahnputztabs von Denttabs und innovative Zahnbürsten von bio brush berlin & tio

Innovativ geht es auch bei den Zahnbürsten selbst weiter: das pinke Exemplar von bio brush berlin besteht aus Biokunststoff und wird aus Abfällen der Holzindustrie sowie Steinmehl gewonnen. TIO Care setzen ebenfalls auf Bio-Plastik auf Basis von Zuckerrohr und Cellulose. Der Clou hierbei ist der austauschbare Kopf, so kann weiteres Material eingespart werden.

Local Hero & Trend-Inhaltsstoff: Hanf & CBD

Zuerst erreichte der CBD-Hype den Nahrungsergänzungsmarkt. Inzwischen ist er in der Kosmetik-Branche angekommen. Exotische Superfood-Ingridenzien waren gestern, nun geht es zurück zum regionalen Hanf. Dessen wohltuende Wirkung auf Geist und Körper sind, (auch) abseits vom THC-Genuss, schon lange bekannt. Vieles gilt bis heute als umstritten, aber Hersteller und Verbraucher vertauen immer mehr auf die pflegende Wirkung von Hanfsamenöl für trockene und irritierte Haut. Das pure Bio-Hanfsamenöl von Primavera hat sogar den begehrten „Best Newcomer“-Preis gewonnen.

Alles in allem geht es weiterhin in eine spannende Richtung im Bereich der Naturkosmetik. Die gezeigten Entwicklungen begrüße ich sehr und freue mich, dass das Bewusstsein für grünere Lösungen wächst. Das ein oder andere gezeigte Produkt werde ich euch übers Jahr verteilt auch noch näher vorstellen. Vielleicht ist euch auch aufgefallen, dass ihr dekorative Kosmetik in diesem Post vergebens sucht. Tatsächlich gab es in dieser Sparte etwas weniger zu entdecken als in den letzten Jahren. Dafür habe ich mich aber durch einige echte Highlights geswatcht und werde diese nochmal in einem gesonderten Post vorstellen.

Bis dahin könnt ihr aber auch schonmal bei

3 Comments

  1. Myriam 22. März 2020 at 13:00

    Es ist interessant, welche Ideen die Unternehmen im Bereich der Verpackungen haben. Kosmetika in fester Form oder in Glastiegel sind wohl die schnellste Möglichkeit weniger Plastikmüll zu produzieren. Da ich eine sehr empfindliche Haut habe, lege ich tatsächlich mehr Wert auf den Inhalt als auf die Verpackung. Denn ich habe persönlich leider nichts davon, wenn zwar die Verpackung recyclebar ist, ich aber trotz Bio-Zertifizierung die Inhaltsstoffe nicht vertrage. Ist mir schon mehrfach passiert. Aktuell probiere ich bspw. einen Lippenbalsam aus, den ich mir aus El Hierro im Januar mitgebracht habe.

    Liebe Grüße aus Leipzig

    Myriam

    Reply
    1. Kati 31. März 2020 at 14:51

      Hey Myriam, klar, das verstehe ich absolut! In allererster Linie müssen Inhalt und Wirkung stimmen. Wie beim Buch – never judge it by its cover. Ich für meinen Teil habe ja eine recht unempfindliche Haut und vertrage vieles gut, daher schaue ich mir dann auch gern die Verpackung an – nicht mal unbedingt aus Verbrauchersicht, sondern einfach auch aus Interesse. Ich hoffe, du findest etwas, dass du gut verträgst 🙂
      Liebe Grüße zurück,
      Kati

      Reply
  2. Pingback: Hanf in der Hautpflege » 50percentgreen - Naturkosmetik & Nachhaltigkeit

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