Festes Shampoo ist ein Produkt, das absolut Sinn macht, wenn man ein bisschen auf den eigenen Plastikverbrauch achten möchte. Je nach Waschvorlieben benötigt man im Jahr zwischen 4 und 10 Flaschen, die anschließend im Müll landen. In einem Mehr-Personen-Haushalt potenziert sich der Verpackungsmüll natürlich entsprechend schnell.
Ich habe innerhalb der letzten Jahre schon das ein oder andere Experiment in diese Richtung gewagt. Meine Haar ist mittellang, fein, hat leichte Naturwellen und fettet relativ schnell nach – insbesondere am Haaransatz und dem Pony. Meine Kopfhaut ist unkompliziert, mit Reizungen oder Schuppen hatte ich bislang nur einmal im Urlaub zu kämpfen. Des Weiteren ist Trockenshampoo ein fester Bestandteil meines Badschränkchens und kommt am 2. Tag nach der Haarwäsche zum Einsatz. Waschen muss ich alle zwei Tage, länger klappt es bei mir leider nicht – was mit Sicherheit aber auch daran liegt, dass ich meine Haare 99% der Zeit offen und eben mit Pony trage.
Haarseife (obacht, nicht mit festem Shampoo zu verwechseln!) konnte mich daher bis dato leider nicht überzeugen, und auch mein erstes Experiment mit festem Shampoo war nicht besonders erfolgreich.
Seifen zur Körper- und Gesichtspflege nutze ich schon lange und bin hier voll und ganz überzeugt – daher wollte ich festen Shampoos gerne auch nochmal eine Chance geben und habe im letzten Jahr verschiedene Sorten getestet, die ich euch heute näher vorstelle.
Festes Shampoo „Kokos“ von Alverde
Festes Shampoo bei dm? Eine DER Neuheiten des vergangenen Jahres! Ich hab mich sehr gefreut, dass die Drogeriekette diese Produkt-Innovation so schnell aufgegriffen und umgesetzt hat. So wird das feste Shampoo einer großen Anzahl von Konsumenten näher gebracht, die sonst vielleicht gar nicht auf dieses Novum aufmerksam geworden wären, weil sie nicht unbedingt in der #zerowaste-Bubble unterwegs sind. Ich finde das Shampoo für den Einstieg in diese Produktkategorie sehr gelungen, es sieht hübsch aus, riecht gut, und liegt mit einem Preis von 4,95€ für 60 Gramm auch im Rahmen.
Bei eingefleischten Fans fester Shampoos kam es hingegen nicht so gut an, größter Kritikpunkt ist das eingesetzte Tensid. Tenside generell sind waschaktive Substanzen, die Schmutz und Sebum von der Haut lösen und abtransportieren, somit also der Inhaltsstoff, der für die eigentliche Reinigung sorgt. Eine ausführliche Übersicht, welche Sorten von Tensiden es gibt und wie diese funktionieren, findet sich bei Skinci.
Das hier eingesetzte Tensid Sodium Coco Sulfat steht im Verdacht, relativ aggressiv zu wirken und empfindliche Kopfhaut so gegebenenfalls zu reizen. Shenja von Icipedia ist zum Beispiel recht wenig begeistert und schlägt vor, das eingesetzte Sodium Coco Sulfat mit einem milderen Tensid zu kombininieren.
Nebst dem Tensid besteht das feste Shampoo aus Sheabutter, Olivenöl und Kakaobutter und wurde natürlich beduftet und eingefärbt. Es riecht ganz leicht nach Kokos, im Handel findet sich außerdem eine zweite Sorte, die nach Orange-Basilikum duften soll.
Im Praxistest hat sich das Shampoo bei mir gut geschlagen: es schäumt gut auf, reinigt ordentlich und scheint sehr ergiebig zu sein. Allerdings meine ich doch, zu merken, dass es meine Kopfhaut auf Dauer etwas trockener zurücklässt als andere feste Shampoos. Mein Fazit daher: ein schönes Einsteiger-Produkt für die breite Masse, aber es gibt durchaus noch Luft nach oben.
Einhorn Glitzergedöns von Sauberkunst
Das „Glitzergedöns“ fand sich in meiner Seifensammlung und ich hatte schon fast vergessen, dass ich es noch hier herumliegen habe, bis mich das Shampoo von Alverde daran erinerte. Ich hatte es schon vor einiger Zeit – genauer gesagt vor einem Jahr mit der Seifen-Verschenk-Bestellung fürs letzte Weihnachten – geordert. Glücklicherweise ist es über zwei Jahre haltbar. Damals hatte mich hübsche Optik zum Kauf verführt, obwohl ich mit dem Einhorn-Hype gar nicht sooo viel anfangen konnte 😀
Das Shampoo-Bar hat eine handliche, kompakte Form, ist pastellfarben marmoriert und glitzert ein wenig. Verpackt ist es nur in Papier und kommt von Sauberkunst, einer kleinen, veganen Seifenmanufaktur. Beduftet ist es mit synthetischen Duftstoffen, riecht dafür aber grandios fruchtig-frisch. Ausgelobt ist es für normales und trockenes Haar und soll dieses zum Glänzen bringen.
Das eingesetzte Tensid ist Sodium Lauryl Sulfoacetate (SLSA), welches zu den etwas milderen gehört. Mandel- und Brokkolisamenöl sorgen für Pflege und Glanz, während Steinsalz und weiße Tonerde Fett und Schmutz aufnehmen und abtransportieren.
Der kleine Glitzerberg konnte mich in der Anwendung überzeugen – ordentlich Schaumbildung, eine gute Handhabung durch die handschmeichelnde Form, dazu eine gute Reinigungs- und Pflegeleistung und on top der tolle Duft – mag ich sehr!
Auch der Preis ist angemessen: 45 Gramm gibt’s für 6,50€, kleinere Teststücke kann man ebenfalls ordern. Ich hab durch meinen Adventskalender noch den ein oder anderen Test-Kandidaten für die kommenden Monate hier 🙂
Shampootaler „Purista“ von Liebevoll Naturkosmetik❊
Liebevoll Naturkosmetik ist eine Ein-Frau-Unternehmung, die neben kleinen Chargen Shampootalern in verschiedenen Ausführungen außerdem Deocreme im Glas, eine Allround-Creme in der Blechdose und feste Seife anbietet. Nachhaltigkeit ist Gründerin Kristin ein echtes Anliegen. Mitte vergangenen Jahres erreichte mit ein liebevolles Päckchen mit PR-Samples, und insbesondere der Shampootaler konnte mich sehr begeistern!
60 Gramm gibts hier in runder, handschmeichelnder Form für 8,50 Euro. Ich habe die Variante „Purista“ getestet, die frei von Duftstoffen und äthrischen Ölen ist und für für normales bis empfindliches Haar und sensible Kopfhaut ausgelobt wird. Eingesetzt wird hier eine Tensid-Kombo aus SCI, das als mildestes Tensid in der Naturkosmetik gilt, und SCS.
Bio-Kamillenhydrolat beruhigt zusätzlich und hat eine wundheilende und reizlindernde Wirkung auf die Haut. Die Kamille ist zudem die Duftpflanze des Jahres 2019, ein echter Trend-Inhaltsstoff also 😉
Weiße Tonerde absorbiert feinste Schmutzpartikel und versorgt die Haut mit wichtigen Mineralstoffen, während Bio-Mandelöl zusätzlich pflegt und stärkt. Für Griffigkeit und Stärke sorgen Meersalz und Inulin, eine Stärke aus der Chicoreewurzel. Alles in allem eine sehr gelungene Zusammensetzung und ebenso ein sehr gelungenes Shampoo, das auf ganzer Linie überzeugen konnte und von dem ich mir vorstellen kann, es dauerhaft nachzukaufen. Es schäumt gut auf, reinigt sehr gut, reizt die Kopfhaut nicht und sorgt für angenehme Griffigkeit und Volumen. Mag ich sehr! Zudem ist es ohne Beduftung unisex einsetzbar. Meinen Freund konnte ich so mit meiner Begeisterung für feste Shampoos mitreißen und überzeugen, wobei er hier nochmal deutlich pragmatischer ist – es muss halt funktionieren. Tut es!
My Nature Cosmetics Shampoobar für schnelleres Haarwachstum❊
Das „Shampoobar für schnelleres Haarwachstum“ war in der Juli-Ausgabe der Fairybox enthalten und ich hab’s einfach mal mit unter die Dusche genommen. Was soll ich sagen – es hat mich so sehr überzeugt, dass ich der ganzen Produktsparte eine neue Chance eingeräumt habe 🙂
My Nature Cosmetics ist eine ganz kleine Manufaktur aus Österreich, deren Produkte mir hier in Deutschland noch nicht begegnet sind. Inhaberin und Gründerin Alena kam durch eigene Hautprobleme und die Auseinandersetzung mit Inhaltsstoffen zu ihren handgefertigten Produkten und bietet diese seit Ende 2015 online an.
Im Vergleich ist dieses Shampoobar das am lockersten gepresste, das sich somit auch am schnellsten aufgebraucht hat. Der Preis ist 14,90 Euro für 50 Gramm zudem der höchste innerhalb meiner kleinen Testriege. Was die Reinigungsleistung und die Verträglichkeit angeht, vergebe ich volle Punktzahl. Eingesetzt wird hier erneut die Tensind-Kombo aus SCS und SCI, zusätzlich soll Brenesselpulver für schnelleres Haarwachstum sorgen und Brokkoliöl für gute Kämmbarkeit. Diese Benefits kann ich genauso wie verminderten Haarausfall nicht beurteilen, da mir bei keinem der Aspekte eine Veränderung aufgefallen ist. Wer nach einem Produkt für genau diese Bedürfnisse sucht, kann hier einen Test wagen! 🙂
Rosenrot Shampoobit „Salbei-Orange“für fettiges Haar
[* aus kbA] [** aus ätherischen Ölen/Parfüm]
(Änderungen vorbehalten)
Der Shampoobit „Orange-Salbei“ von Rosenrot schäumt wenig, riecht angenehm warm-krautig und auch ein klein wenig nach Orange, aber recht mild. Die Waschleistung empfinde ich von allen getesteten festen Shampoos am geringsten. Nach dem Waschen sind die Haare sehr glänzend – aber auch eher platt und liegen am Kopf an. Zudem müsste ich damit jeden Tag waschen, denn schon am 2. Tag sind die Haare strähnig und der Pony fettig.
Der Vorteil der Shampoobits ist ihre stationäre Verfügbarkeit in den meisten Unverpacktläden, wo man die 55-Gramm-Stücke für um die 9€ erstehen kann. Was aber die Performance angeht, konnten mich andere Kandidaten mehr überzeugen. Ich weiß aber, dass die Bits sich allgemein recht großer Beliebtheit erfreuen, außerdem gibt es auch hier viele verschiedene Sorten für verschiedene Haarbedürfnisse. Die Variante „Orange-Salbei“ beinhaltet Salbeiextrakt und Brennnessel, welche die Tätigkeit der Talgdrüsen kontrollieren soll und gereizte Haut beruhigen. Hautirritationen hatte ich während der Benutzung nicht, aber andere Shampoos funktionieren für mich einfach noch besser.
Lush Seanik
„Seanik“ von Lush habe ich ebenfalls schon vor längerer Zeit gekauft und es lag nun erst einmal ungenutzt hier herum. Aus heutiger Sicht würde ich es mir vermutlich nicht mehr kaufen, da ich von Lush inzwischen eher Abstand nehme. Es wird zwar vieles richtig gemacht (Stichwort: Zero Waste. Neuerdings(?) gibt es sogar komplett unverpackte dekorative Kosmetik!) und durch die prägnanten Düfte und die knallige Optik sowie stationäre Läden erreicht die Marke mehr Menschen als ein junges Onlineshop-Only-Produkt. Dennoch gibt es unterstützenswertere Brands für mich. Lush ist zudem keine Naturkosmetik – echt Kathrin berichtet.
Lush war eines – wenn nicht das erste Label, dass Shampoobars auf dem deutschen Markt angeboten hat. Für 66 Gramm zahlt man knappe 10 Euro und es gibt verschiedene Sorten
„Seanik“ beinhaltet Meersalz, Norialgen und Zitrone für extra Glanz und Volumen. Beduftung und Farbe sind synthetisch. Gereinigt wird hier mit SLS, was die gute Schaumbildung erklärt. Waschleistung und Ergebnis gefielen mir zwar gut, aber auch hier haben mich andere Shampoos mehr überzeugt, auch, weil „Seanik“ sich sehr schnell verbraucht hat, es hat gerade einmal einen Monat gereicht und ist somit definitv nicht ergiebiger als ein flüssiges Shampoo.
Abschließend lässt sich sagen: am allerliebsten habe ich zum „Einhorn Glitzergedöns“ gegriffen und es inzwischen auch aufgebraucht. Es mag aber sein, dass mich hier neben dem Namen auch der tolle Duft, die schöne Farbe und griffige Form beeinflusst haben. Von der Verträglichkeit und Wirkung her steht Shampootaler „Purista“ dem nämlich in nichts nach. Beide Marken werde ich nachkaufen.
Künftig werde ich dauerhaft bei festem Shampoo bleiben. Im Vergleich zu flüssigem Shampoo bietet es viele Vorteile und ich habe es sehr gut vertragen. Der höhere Preis wird durch die Ergiebigkeit absolut relativiert. Alles in allem ein wirklich einfacher Schritt, um den eigenen Müllberg ein klein wenig zu verringern, auch wenn man die meisten Shampoos leider online bestellen muss – da lohnt sich dann, je nach Haltbarkeit, ein Hamsterkauf.
Transparenz: die mit ❊ gekennzeichneten Produkte wurden als unverbindliche PR-Sample zur Verfügung gestellt.
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Sehr coole Review! Bei Lamazuna gibt es auch noch ein Shampoo für schnell fettende Haare, mich betrifft das zwar nicht so, aber ich habe von einer Freundin gehört, dass das auch sehr gut sein soll, also vielleicht ist es mal einen Test wert 🙂
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Hi,
danke für den tollen Bericht. Ich habe ähnliche Haare und Probleme mit Fett, dazu allerdings empfindliche Haut. Daher haben mich natürlich Einhorn Glitzergedöns und Purista ebenfalls angesprochen. Bisher hatte ich Alverde, allerdings die andere Sorte, und sowohl meine Tochter als auch ich haben vermutlich dadurch Probleme mit sehr trockener, schuppender Kopfhaut bekommen. Leider musste ich feststellen, dass auf den Herstellerseiten beide Shamboobars nicht mehr zu bekommen sind. Glitzergedöns wird gar nicht mehr gelistet und Purista gibt es zwar unter neuem Namen, ist aber ebenfalls nicht verfügbar.
Wo bestellst du denn deine Shampoobars? Gibt es einen Onlineshop, der von mehreren Firmen Shampoobars verkauft? Unser Bioladen führt nämlich nur Haarseife 🙁
Danke.
Viele Grüße, Diana.
Hey Diana, sehr gern, danke für dein Feedback 🙂 ich freu mich, wenn ich dir weiterhelfen kann. Ich bestelle zum Beispiel gerne bei Himbeertörtchen, die haben unheimlich viele Marken gebündelt im Sortiment. Aber auch Ecco Verde hat die Kategorie ordentlich aufgestockt! Ich hoffe, du findest etwas, das für euch Beide gut passt 🙂
Liebe Grüße zurück,
Kati
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