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Vor einigen Jahren war ich für zwei Tage in Fès in Marokko und durfte dort in den Trubel der Märkte eintauchen. Besonders wunderschöne, handgefertigte und ein ein wenig ursprünglich anmutende Lederwaren gab es dort zuhauf – und, gemessen an deutschen Preisen, unglaublich günstig. Zurück in Deutschland habe ich lange suchen müssen, um vergleichbare Produkte zu fnden. Umso mehr freue mich, euch heute ein Label vorstellen zu dürfen, das genau solche Taschen importiert und sich dabei sehr um eine transparente und nachhaltige Fertigungskette für alle bemüht: Gusti Leder.
Leder vs. Kunstleder: ein polarisierendes Thema.
Leder ist nicht erst seit dem Anstieg des Anteils an veganen Alternativen am Markt ein Thema, das die Seiten spaltet. Leider bestehen aber genau diese Alternativen fast immer aus Kunststoff und sind im Zeichen der aktuellen Plastik-Thematik ebenso zur Diskussion zu stellen. Für viele vegan lebende Personen ist es schlicht unvorstellbar, auf Fleisch zu verzichten und sich gleichzeitig in Tierhäute zu kleiden. Was man hierbei aber nicht vergessen darf: vegan ist nicht gleich nachhaltig. Damit meine ich, ein Veganer kann auch jemand sein, dem es nicht um Nachhaltigkeit, sondern rein um Tierwohl geht. Insofern wird das Kunststoff-Argument hier nicht ziehen. Letzten Endes bleibt es eine völlig freie Entscheidung. Wie bei allen Produkten gilt, egal was man kauft:
Buy Less. Choose Well. Make It Last.
Und gerade der letzte Satz spricht bei mir eben oft für Leder. Neben der Haptik und der wunderbaren Patina, den dieses Material entwickelt, mag ich vor allem auch die Langlebigkeit. Mein wärmstes Paar wunderschöner, dunkelbrauner Wildleder-Stiefel stammt aus der Jugendzeit meiner Oma und wird von mir seit gut 14 Jahren weiter getragen, gehegt und gepflegt. Ähnliches gilt für meine Alltags-Handtasche, die ich euch hier schon einmal gezeigt habe. Lederschuhe passen sich zudem an die eigene Fußform an, während Kunstleder oft hart und spröde bleibt. Bliebe noch Canvas oder andere Stoffarten, wie man sie von Chucks kennt. Auch dieses Material hat seine Vorteile, ist aber in vielen Fällen ebenfalls leider nicht besonders langlebig.
Es gibt natürlich auch wertiges Kunstleder, das möchte ich dem Material gar nicht absprechen. Mir ist es allerdings inzwischen bei insgesamt drei Taschen passiert – gut, die noch aus Jugendjahren stammten – dass sich das Material komplett in Wohlgefallen auflöste und abblätterte.
Doch zurück zu Gusti Leder: Der Taschen-Hersteller hat sich ebenfalls ganz dem Thema Leder und einem verantwortungsvollen Umgang damit verschrieben. So kann man als potentieller Kunde transparent erfahren, ob das Wunschprodukt vegetabil oder chemisch gegerbt wurde, aus welcher Ledersorte es besteht und aus welchen Land es kommt. Zudem hat man die Möglichkeit, sich die Produktionsstätte via 360° Panorama anzusehen. Ein sehr schöner Ansatz, der es uns Verbraucher ermöglicht, ein Stück weit bewusster handeln zu können.
Heute soll es um die Untermarke „Gusti Leder nature“ gehen, die neben der „Studio“-Linie, die einen eher konventionellen Ansatz verfolgt, besteht. Sie vereint nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Natur und dem Menschen mit einem einzigartigen und vor allem raffinierten Vintage-Design. Verantwortung zu übernehmen bedeutet für Gusti Leder nature bewusste Abgrenzung von der Massenproduktion und faire Arbeitsbedingungen. Hierzu habe ich Lena-Marie von Gusti Leder einige Fragen gestellt:
Was haltet ihr von neuartigen Materialien wie Pinatex, Apfelleder & Co?
Lena-Marie: Neuartige Alternativen zu Echtleder sind toll. Allerdings ist der Großteil an zur Zeit genutztem veganem Leder aber leider einfach nur Kunstleder und somit mehr Plastik als alles andere. Da sind neue, natürliche Varianten natürlich spannend. Dennoch werden wir häufig darauf angesprochen, warum wir kein veganes Leder verkaufen. Der Grund dafür ist ganz einfach: bisher konnte uns noch kein veganes Leder in seiner Haltbarkeit und Qualität so überzeugen, wie es Echtleder kann.
Wie lange würdet ihr den Lebenszyklus einer Gusti-Leder Tasche einschätzen? Wie oft sollte sie dazu gepflegt werden?
Lena-Marie: Bei der richtigen Pflege kann eine Gusti Leder Tasche den Kunden sein ganzes Leben lang begleiten. Dazu sollte diese natürlich regelmäßig eingefettet werden. Die Pflege unserer Sachen ist ja vor allem in der Fast Fashion Generation etwas, was wir selten machen. Ist etwas nicht mehr schön kommt es in den Müll – das ist bei Ledertaschen nicht so. Sie brauchen häufig einfach nur ein wenig Lederfett, um wieder wie neu auszusehen. Dazu gibt es auf unserer Website auch das ein oder andere Video mit hilfreichen Tipps zur Lederpflege. So kann eine Uni Tasche auch noch an die Kinder weitergegeben werden.
Auch wenn ihr sagt, Chromgerbung sei genauso schädlich wie andere Arten der Gerbung – seht ihr hier einen Markttrend hin zu Alternativen, zB der Rhabarber-Gerbung?
Lena-Marie: Hier würde ich nur für unsere Chromgerbung sprechen wollen, da wir bei unseren Gerbereien darauf achten, dass das Abwasser entsprechend entsorgt wird und auch die vorgegebenen Richtlinien was Chrom-IV-Gehalt angeht eingehalten werden. Sollte das Abwasser falsch entsorgt werden ist eine Chromgerbung natürlich schädlich für die Umwelt.
Bei uns gibt es ja auch eine Alternative zur Chromgerbung: wir gerben die Taschen unserer Gusti Leder nature Reihe ausschließlich vegetabil mit der Rinde des Babool Trees. Insgesamt werden die Produkte wirklich stark positiv angenommen und auch auf dem Konkurrenzmarkt kommen immer mehr Marken auf, die natürlich gerben. Vor allem bei Kunden, die auf Nachhaltigkeit bedacht sind kommen diese super an. Wir finden es wichtig, dass wir unseren Kunden eine Alternative anbieten.
Wenn ihr von Familienunternehmen spricht, darf man sich da wirklich kleine Betriebe mit geringen Produktionsmengen vorstellen?
Lena-Marie: Bei unseren Familienunternehmen handelt es sich tatsächlich um kleine Betriebe mit niedriger Mitarbeiteranzahl. Je nach Aufwand, den die hergestellten Produkte kosten, sind auch die Produktionsmengen geringer oder höher. Aber es ist schon erstaunlich, wie viel ein vergleichsweise kleiner Betrieb auf die Beine stellen kann! Unsere zwölf Familienunternehmen leisten wirklich einiges.
Wie oft besucht ihr die Betriebe vor Ort, um die Einhaltung eurer Standards zu prüfen?
Lena-Marie: Unsere Betriebe werden regelmäßig von einer Mitarbeiterin vor Ort geprüft. Aber auch unser Geschäftsführer Christian Pietsch fährt mindestens ein Mal im Jahr unangekündigt bei unseren Betrieben vorbei, um die Einhaltung der Standards zu überprüfen. Wenn einzelne Standards (z.B. das Tragen von Schutzkleidung) nicht eingehalten werden versuchen wir das Problem zu finden und zu lösen. Ende letzen Jahres haben wir deshalb mit den Gerbereien zusammen neue Handschuhe gesucht, die griffiger sind. Jetzt haben sie bessere Arbeitsschutzmaterialien und wir hier in Rostock können beruhigt sein, dass unsere Standards wieder eingehalten werden können.
Hier ist uns auch der Kontakt und der Austausch mit den Produzenten selbst wichtig, anders können wir Probleme vielleicht nicht gut genug beheben. Im Austausch mit den Produzenten bekommen wir jedoch direkt Rückmeldung. Zudem haben wir auch Mitarbeiter direkt in Indien, die einmal im Monat zu den Produktionsstätten fahren und neben der Ware auch die Produktionsbedingungen prüfen.
Ist auch dort die Nachhaltigkeit bereits ein Thema? Es handelt sich hierbei ja um ein globales Problem und oft staunt man, wie weit andere Länder im Vergleich zu Deutschland oder Europa schon sind.
An sich ist das Konzept schon sehr nachhaltig, da wir kaum Müll produzieren. Doch in Indien ist die Einstellung von Plastik noch nicht so gewandelt, wie sie es bei uns in den letzten Jahren ist. Deshalb arbeiten wir momentan stark daran unseren Plastikverbrauch insgesamt zu reduzieren. Statt die Artikel in Plastikbeuteln an unser Lager zu senden arbeiten wir an einer Möglichkeit den Versand in Stoffbeuteln durchzuführen. So wird noch mehr Müll reduziert und die Nachhaltigkeit des Produktes an sich auch unterstützt. Denn in einem Stoffbeutel aufbewahrt bleibt die Tasche natürlich viel länger schön, als in der hintersten Ecke des Kleiderschrankes geknautscht zwischen anderen Taschen, Schuhen und was man nicht sonst noch so alles da rum fliegen hat.
Auf den Fotos seht ihr übrigens das Modell „Evelyn“, das die perfekte Freizeit-Größe hat. Bridge-Kamera, Handy, Jutebeutel, Geldbörse und Schlüssel passen optimal rein und neben den Maßen gefällt mir auch das Leder im unbehandelten Vintage-Stil richtig gut. Die Tasche stammt aus einem Familienunternehmen in Indien und wurde vegetabil mit der Rinde des Babultrees gegerbt. Ganz abgesehen von der Produktion sind auch die einzelnen Produkte im Onlineshop total verbraucherfreundlich angelegt: neben Tragebildern der einzelnen Taschen gibt’s auch Videos und Fotos mit Inhalt. Maße lassen sich so super schätzen und Fehlkäufe können definitv vermieden werden.
Ich finde, Gusti Leder macht unheimlich viel richtig und das Konzept ist spannend. Auf der Website finden sich wahnsinnig viele Infos zu allen Fragen, die man rund um Leder haben könnte, und auch die Tatsache, dass meine Fragen so offen beantwortet wurden, unterstreichen den Hersteller-Anspruch an Transparenz.
Gusti Leder kenne ich aus Rostock! Wahnsinnig tolle Taschen !
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