Against Fast Fashion ~ Second Hand Mode

Konventionelle Mode wird von vielen Herstellern inzwischen schon in fast wöchentlich Abständen auf den Markt geworfen. Und der Verbraucher kauft. Gibt es nur saisonweise neue Kollektion, kann er sich in Ruhe überlegen, was er haben möchte, mit wöchentlichen Neuheiten jedoch wird ein Bedarf geweckt, den es eigentlich gar nicht gibt. Was letzte Woche noch so aktuell und fancy war, ist heute schon wieder „out of fashion“:

Die sogenannte Fast-Fashion-Industrie will genau das: das du kaufst, und zwar jede Woche. Und die Sachen von vorgestern dürfen nach drei mal tragen auch schon kaputt sein, denn du hast ja eh schon wieder etwas neues.

Ein bisschen überspitzt, vielleicht. Aber im Kern ist es das, wohin diese Industrie gerne will. Kauf immer mehr, immer schneller, immer öfter.
Doch viele Konsumenten sehen das Thema inzwischen immer skeptischer. Neben der schlichten Tatsache, dass die auf Kurzlebigkeit ausgelegte Qualität (Stichwort: geplante Obsoleszenz) einfach eine Kostenfrage ist, werden den menschenunwürdigen Zustände, unter denen viele Kleidungsstücke geschaffen werden, immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt – und Greenwashing funktioniert glücklicherweise auch immer schlechter. Spätestens, wenn man sich diese Dokumentation angesehen hat, möchte man kein Teil dieses Teufelskreises mehr sein:

 

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Lösungsansätze gibt es einige…

Vom qualitativ höherwertigem, langlebigerem Kaufen, übers Flicken, Stopfen und Selbermachen, bis hin zum bewussten Verzicht, dem Kauf von gebrauchten Teilen oder der Unterstützung des wachsenden Fair Fashion Marktes. Zwei sehr lesenswerte Posts zum Thema Fair Fashion generell und eine Zusammenstellung an fairen Shops finden sich bei Daria Daria. Sabine von A Hungry Mind hingegen hat sich die Frage gestellt, was besser ist – Fair Fashion oder Second Hand. Was ist nachhaltiger und lässt sich mit dem eigenen Gewissen besser vereinen?

Für mich ist die Beantwortung dieser Frage: eine gesunde Mischung aus Beidem – wobei der studentische Geldbeutel oftmals noch Second Hand bevorzugt. Daher stelle ich euch heute meine liebsten Möglichkeiten zum Kauf von Second Hand Mode (und mehr) vor und zeige euch auch meine bewährten Käufe 🙂

 

Online: Kleiderkreisel

Bei Kleiderkreisel zähle ich schon zu den ganz alten Eisen. Die Plattform zum (Ver-)Kaufen und Tauschen gibt es schon seit knapp 10 Jahren, und ich bin 8 davon dabei. So habe ich leider mitbekommen, wie aus einem schönen Grundgedanken und Slogan, nämlich „Stilvoll gegen Verschwendung“ ein ausschließlich auf Profit ausgelegtes, kommerzialisiertes Unternehmen wurde.
Und die Nutzer ziehen mit – leider. Manche Kleidungsstücke oder Kosmetika aus Limited Editions werden doppelt und dreifach erworben mit dem Ziel, sie auf Kleiderkreisel gewinnbringend zu verkaufen. Genauso, wie ein Teil beim Kauf gar nicht mehr so perfekt sein muss, denn wenns nicht passt, mei, dann kommts halt zu „KK“. Man kann also sagen, Fast Fashion ist auch dort definitv angekommen.

Gebühreneinführung, Werbeeinblendungen, ein stark zensiertes Forum – Kleiderkreisel hat schon viel probiert und musste mehrfach auch durch Proteste und Boykottierungen von Nutzerseite aus einlenken. Ihr merkt schon, es ist nicht nur eine Plattform, sondern eine kleine Herzensangelegenheit 😀

Dennoch bin ich, vor allem seit Einführung des neuen zahlungsbasiertem „Push“-Systems immer seltener dort. Konnte man früher die eigenen Angebote durch Preisnachlass oder Aktualisierung der Beschreibung im Katalog wieder nach vorne bringen und so Aufmerksamkeit generieren, geht das inzwischen nur noch gegen 2 € Gebühr. Lohnt sich bei einem 8-€-T-Shirt ungemein, nicht? Seitdem gehen die Verkäufe der Mitglieder, glaubt man dem allgemeinen Ton im Forum, stark zurück.

Trotzdem kann man hier nach wie vor tolle Schnäppchen machen und modische, aktuelle Teile zu wirklich günstigem Preis auch relativ gut loswerden. Geduld braucht man allerdings in beiden Fällen. Man liest auch häufig von Betrügereien auf Verkäuferseite – da wird Ware nach eingegangener Zahlung nicht abgeschickt, oder sich tot gestellt, oder „Die Post hat es verschlampt“… diese Erfahrungen halten sich aber bei mir trotz langer Mitgliedschaft in Grenzen.

Auch faire Kleidung kann man finden, und immer mehr Naturkosmetika. Je nach eigenem Gusto kann man auch hier „gebraucht“ kaufen. Ich habe zuletzt diesen unglaublich tollen Lidschatten von RMS sowie ein originalverpacktes Gloss von Dr. Hauschka erstanden, jeweils für 10 € inklusive Versand, juhu 🙂 Auch Panda’s Mum hat neulich von ihren Kleiderkreisel-Schnappern berichtet.
Zu früh gefreut: statt dem Gloss erreichte mich leider ein leerer Umschlag – sowas kann natürlich auch passieren. Da wollte sich die Verkäuferin 50 Cent sparen, hat den Versand als offene Warensendung gewählt (obwohl ich einen geschlossenen Brief bezahlt hatte) – und weg war es, das Gloss. Ärgerlich, 10 € für nichts, denn abgesichert ist man bei Kleiderkreisel nicht wirklich. Den Service-Button für Beschwerden findet man nur durch diverse Hacks, und im Endeffekt bekommt man vom sogenannten Service-Team dann auch nur nichtssagende Textbausteine zurück – nicht hilfreich.

Merke: keinen Kleinkram mehr dort kaufen, und alles versichert schicken lassen. Lohnt sich natürlich bei kleinen Beträgen eher nicht. Dennoch ist die Plattform sicherlich einen Blick wert.

 

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Meine liebsten Stücke: meine Alltagstasche von mimic copenhagen. Leder, Skandi-Design und ein Platzwunder – da geht auch notfalls mal noch ein kleiner Einkauf rein 😉 Gezahlt habe ich 60€, Neupreis sind um die 200 €. Leder schätze ich wegen seiner Langlebigkeit sehr – Schuhe, Taschen und Gürtel müssen bei mir nicht vegan sein, da sie im Großteil der Fälle ihre Pendants aus anderen Materialien lange, lange überdauern und somit – für mich! – die nachhaltigere Option darstellen. Ich hab sogar noch Stiefel von meiner Oma 🙂 Dennoch verfolge ich sehr gespannt die Entwicklung neuer Materialien wie Pinatex oder Leder-Alternativen aus Pappe.

Kleiderkreisel Erfahrung Käufe Mode Second Hand

Online gebraucht kaufen kann man ansonsten auch auf Verkaufsportalen wie Mädchenflohmarkt, damit habe ich persönlich aber keine Erfahrung. Kleiderkreisel ist von der Mitgliederzahl her recht konkurrenzlos, daher ist die einzige andere Plattform, die ich sonst ab und an nutze, allerdings für gezieltes Suchen und nicht zum Stöbern, ebay. Mehr hierzu könnt ihr bei Interesse bei Babäm! nachlesen.

 

Offline: Flohmärkte & Tauschpartys

Eine tolle Option, bei der auch nervige Überweisungs- und Verschickvorgänge entfallen, ist natürlich das gebraucht-shoppen vor Ort.
Auf Flohmärkten war ich länger nicht mehr. Sonntagmorgens um 7 hat Schlafen einfach eine höhere Priorität… und mein Vater, selbst passionierter Flohmarktgänger, predigt immer, danach bräuchte man nicht mehr gehen, denn nur der frühe Vogel fängt den Wurm bzw. das beste Schnäppchen 🙂
Leider waren die letzten Flohmärkte bei mir in der Region auch eher mau – Wohlstandsmüll (ist das nicht ein feines Wort?) en mass anstatt Schätzen. Der coolste Flohmarkt der letzten Jahre, der mir in Erinnerung blieb, war der am Mauerpark in Berlin. Nebst geschichtsträchtiger Kulisse und Live-Musik gab es hier Kleidung, Accessoires, unglaublich viele Möbel aus den 50er Jahren (Nierentischchen, hach!) und allerlei andere Kleinigkeiten zu bestaunen. Allerdings mischen sich hier gewerbliche Käufer in die privaten, das finde ich immer ein bisschen schade. Kunsthandwerk gab es auch, und so ging ich nicht mit leeren Händen…

Flohmarkt Mauerpark Berlin
Schaukeln überm Mauerpark – der Flohmarkt findet bei den weißen Zelten statt

 

Einige Male im Jahr gibt es einen speziellen Fashion-Flohmarkt, der toll organisiert ist. Gegen eine kleine Eintrittsgebühr findet man tolle, wertige Ware vor oder, wenn man selbst verkauft auch ein Klientel, dass nicht alles absolut geschenkt haben möchte. Ich habe schon zweimal dort verkauft und im Zuge dessen auch immer das ein oder andere Schnäppchen wieder mitgenommen. Absolute Empfehlung für derartige Veranstaltungen, auch wenn es ein wenig an Reizüberflutung grenzt!

Fashion Flohmarkt Augsburg
Fashion Flohmarkt

Auch private Tauschpartys sind eine tolle Option. Ich habe vor Jahren einmal eine selbst veranstaltet, das war ein netter Nachmittag mit tollen Mädels, aber gelohnt hab es sich letzten Endes für mich nicht so sehr, da es stil- und größentechnisch einfach passen muss.
In unserer Stadt gibt es aber seit einiger Zeit auch eine größer angelegte Veranstaltung, die auf dem Hochschul-Campus stattfindet. Man gibt am Eingang eigene Teile ab, die man nicht mehr braucht, und wühlt sich dann durchs nach Kategorien geordnete und beschilderte Vergnügen. Manchmal läuft das mit einem Ticket-System ab und man darf nur soviel wieder mitnehmen, wie man mitgebracht hat, beim sogenannten „Auxtausch“ ist es aber ohne 🙂 Es war ein wildes Gewühle, weil einige wirklich auch Teile dort abgeben, die definitv keiner mehr tragen möchte, aber genauso sind auch tolle Sachen dabei. Was am Ende des Tages übrig bleibt, wird gespendet.

 

Meine liebsten Stücke:

Vintage-Tasche, original von einer lieben Omi. Neben der mimic-Tasche meine meist getragene Alltagstasche und durch Generationen hinweg unkaputtbar 🙂

Ein in Silber gegossened Blattskelett vom Berliner Flohmarkt direkt vom Künstler.
Flohmarkt Funde

 

Online: used but precious | ubup.com

Ubup ist ein Gebrauchtwaren-Ableger der bekannteren Schwester-Plattform für Medien, dem Medimops. Dort kaufe ich gerne, und verkaufe auch hin und wieder an de zugehörige Verkaufsplattform (momox.de), die allerdings oft nur Dumping-Preise zahlt. Mit Dumping-Preisen wären wir schon beim Thema, denn möchte man selbst Kleidung an ubup schicken (dies erfolgt ebenfalls über momox), bekommt man dafür kaum etwas. Ein aktuelles Beispiel: 1.70€ wird mir für eine Bluse von Quicksilver angeboten. Daher habe ich diesen Service noch nie genutzt, kaufe dafür aber gerne bei ubup ein, denn das funktioniert absolut reibungslos.

Vertreten ist dort an Größen und Marken inzwischen nahezu alles – ich beziehe mich auf die Kategorie „Damen“, bei Herren und Kindern hab ich noch nicht gestöbert 🙂
Die Preise sind fair, die Ware ist blitzschnell da, und Retoueren funktionieren problemlos und ebenso fix. Das ist für mich ein wichtiger Punkt, da als Zahlungsart nur Vorauskasse angeboten wird und man dann seinem Geld ja auch nicht ewig hinterher rennen möchte.

Das Stöbern dort gleicht einer Schatzsuche, denn es gibt zwar Kategorien und Marken, aber keine Suchfunktion. Pro Artikel sind auch nur maximal zwei Bilder und außer Farbe, Größe und Zustand keinerlei Beschreibung hochgeladen. Die Fotos der Ware sind jedoch in so hoher Auflösung hinterlegt, dass man ganz genau gucken kann. Anders würde das bei der Menge an Artikeln wohl auch gar nicht funktionieren – wobei ich mich eh frage, wie sich das rechnet. Die Manpower hinter dem ganzen Vorgang scheint mir ja doch recht hoch zu sein.

 

Lieblingsstücke: schwarzes Sommerkleid von &other stories (kostete ca 40% vom Neupreis und ist neuwertig), Stiefeletten von Kiomi (50% vom Neupreis, guter Zustand – Leder lebt durch Patina doch erst 😉 ). Huch, tja, meine Lieblingsklamottenfarbe ist wohl auch kein Geheimnis mehr 😀

Ubup Erfahrung Kauf Mode Second Hand Fashion used but precious

 

All‘ meine gezeigten Lieblingsstücke begleiten mich teilweise schon seit einigen Jahren. Ich bin wirklich ein großer Fan von Second Hand – auch bei Möbeln & Co. Wie sieht ihr das? Kauft ihr ebenfalls gerne gebraucht oder ist das nichts für euch? Habt ihr Lieblingsstücke?

 

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5 Comments

  1. Pandas Mum 15. April 2017 at 20:02

    Deine Lieblingsstücke würde ich 1:1 so übernehmen wollen -die Boots <3 Super Beitrag!
    Mir ist letztens erst aufgefallen das meine "Konsum" Handyapps alle von Second Hand Portalen sind, das sagt wohl alles, oder?! 😀
    Ich finds einfach so praktisch, weil man alles irgendwo findet, günstiger, umweltfreundlicher und man kann noch dazu jemandem eine Freude machen. Bei den Lieblingsstücken fallen mir sofort Schuhe ein 😀 Hab schon etliche Paare Vans gekauft und in einer Facebook Gruppe die Boots von Waldviertler die neu so gut wie unbezahlbar für mich gewesen wären 🙂 Und dann gabe es da so ein Kleid das ich mit 16 ständig getragen hatte und einfach noch einmal in meiner jetzigen Größe wollte. Habs bei KK gefunden und das kleinere trägt jetzt eine Freudin von mir die noch reinpasst 😀 Ach, da würden mir noch ein paar Dinge einfallen 🙂
    Liebe Grüße und Danke fürs Verlinken!

    Reply
  2. strawberrymouse 16. April 2017 at 12:58

    Den Artikel auf a Hungry Mind hatte ich gelesen und komme zum selben Ergebnis; am besten ist wohl eine Mischung aus beidem. Deine Lieblingsstücke, da schließe ich mich an, würde ich auch 1:1 übernehmen. Bei Leder bin ich noch etwas zwiegespalten. Kaufe ich eigentlich nicht, aber 2nd Hand wäre wohl durchaus eine Option.
    Auf Kleiderkreise habe ich bisher 3x etwas gekauft und hatte bisher immer Glück. Leider gibt es bei uns kaum gute 2nd Hand Shops, sonst würde ich dort viel öfter kaufen.
    Ubup habe ich bisher nicht ausprobiert. Ich bin da noch etwas zwiegespalten. Ich verstehe natürlich, dass die einen Gewinn generieren wollen, aber als ich die angebotenen Dumpingpreise, wie Du schreibst, gesehen habe als ich meinen Kleiderschrank ausgemistet habe, fand ich das doch etwas krass. Ich bin so gar nicht Fast Fashion, d.h. viele meiner Stücke waren über 5 Jahre alt; bekommen hätte ich nichts.

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