Lesefrühling ~ 4 Buch-Empfehlungen


Diese wunderbar weise Tüte habe ich neulich beim Buchhändler meines Vertrauens mitgegeben bekommen – ein guter Aufhänger, um das Thema „Bücher“ auf dem Blog mal wieder etwas aufzugreifen. Heute stelle ich euch vier Bücher vor, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und wirklich gut fand – vom Sachbuch bis zum Roman. Los gehts!

Francine Jay | Less is more – Von der Freude des Weglassens

Hach, wieviele Bücher über Minimalismus habe ich wohl schon gelesen… es waren einige, denn vor drei bis vier Jahren habe ich mich sehr intensiv mit dieser bewussten Art, zu leben, auseinander gesetzt. Inzwischen weiß ich, dass ich im Grund meines Herzens eher dem Jäger-und-Sammler-Typus entspreche und nicht zur Gänze aus meiner Haut kann. Aber auch das ist okay so, ein gesundes Mittelmaß für sich selbst zu finden ist wichtig. Sensibilisierung für das Thema Minimalismus ist aber per se nicht schlecht, denn in Zeiten von Müllbergen und Höher-Schneller-Weiter-Immer-Mehr-Konsum ist es definitiv nicht verkehrt, wenn Gegenbewegung stattfindet.

„Less is more“ sollte mein letztes Buch zum Thema Minimalismus sein, denn irgendwie stößt es mir beim Stöbern im Buchladen doch auf, wenn zum Thema Weniger haben – Mehr sein ungefähr 1236518 Ratgeber im Regal stehen. Ein wenig konträr, oder?

Bei der Lektüre habe ich mir nicht mehr besonders viel Neues erwartet, wurde im Endeffekt aber doch postiv überrascht. Die Autorin, Francine Jay, bloggt selbst seit Jahren auf Miss Minimalist, einem Blog, auf dem ich gerne ab und an vorbei schaue. Dass sie sich mit dem Thema absolut erschöpfend auseinander gesetzt hat und sich ihm von vielen verschiedenen Seiten genähert hat, zeigt sich auch in „Less is more“. Ein Standard-Werk, dass wirklich alle Themenbereiche abdeckt und dabei sowohl locker zu lesen ist als auch wunderbar undogmatisch und mit leicht umsetzbaren Tipps daherkommt.

Less is more Minimalismus RatgeberAm Anfang steht wie meist bei solchen Ratgebern erst einmal der große Themenkomplex „Entrümpeln“. Man kann das mit Marie Kondo mit viel Feng Shui, Schischi und Esoterik tun oder man tut es mit Francine Jay – rational und Raum für Raum nacheinander. Alltagsnah statt „mit Wünschelrute“, das habe ich als sehr erfrischend empfunden 😀 generell rutscht Minimalismus für meinen Geschmack oft in eine arg esoterische Schublade ab und schreckt so vielleicht den ein oder anderen ab, was schade ist. Schließlich nutzen wir in 80% unserer Zeit nur 20% der Gegenstände, die wir besitzen – und verbringen sicher oft die restlichen 20% der Zeit damit, noch mehr unnützen Kram zu kaufen.

„Less is more“ kann hier defintiv Abhilfe schaffen und ist mein finaler Minimalismus-Buchtipp für alle, die mit weniger Kam und besseren Strategien zur Vermeidung der Erneut-Anhäufung in den Frühling starten wollen 🙂

Wenn unsere Grundbedürfnisse einmal gedeckt sind, hängt unser Glück kaum noch davon ab, wie viel wir besitzen.

 

Dörte Hansen | Altes Land

Den Roman „Altes Land“ habe ich mir bereits im letzten Jahr geholt, kurz nachdem wir selbst im norddeutschen Raum unterwegs waren und durch Zufall das alte Land durchquerten. Allein schon der Name für diesen Landstrich hinter Hamburg ist so sympathisch und bei mir assoziativ mit einem knorrigen, alten Apfelbaum verbunden – der im Frühling wild blüht und im Herbst pralle Äpfel trägt, dabei vom Wind gebeutelt etwas schief steht…

Auf der Durchfahrt hat sich diese Assoziation nur noch vertieft und umso mehr habe ich mich später auf die Lektüre des Buches gefreut. Ein wenig gehofft hatte ich auf ein ähnliches Szenario wie bei meinem Lieblingsbuch 2017 „Unterleuten“, und wurde nicht enttäuscht. Auch im alten Land dreht es sich um Landflucht, um das Fremd fühlen, um Alteingesessene und neu zugezogene, um Brauchtum, um den Wert von Familie, um Entfremdung, schlicht: um Menschen. Und um das Mensch-Sein. Ein wunderbares Buch!

Isabell Prophet | Die Entdeckung das Glücks

„Dein Leben fängt nicht erst nach der Arbeit an“ – mit diesem Sticker hat das Buch mich gekriegt. Der Titel klingt nämlich auf den ersten Blick auch eher nach Esoterik und Sinn-Suche, und ihr wisst ja jetzt, was ich davon halte 😉 Zweiteres jedoch ist definitv ein Thema, und dazu eines, das mich seit längerem sehr stark beschäftigt.
Die Entdeckung des Glücks BuchreviewGlücklich sein kann man lernen. Das propagieren diverse Lebensweisheits-Sprüchlein seit Jahren. Die Autorin Isabell Prophet lehnt sich weit aus dem Fenster und sagt, auch im Job könne man das lernen. Ich – als absolute Zielgruppe, die den ersten sicheren Vollzeit-Job nach dem Studium nach einem halben Jahr schon zugunsten vom selbstständigeren – selbstbestimmteren! Arbeiten geschmissen hat – bin gespannt.

Eigentlich könnte ja alles so einfach sein – man hat sich ja meist aus vielfältigen Gründen für den aktuellen Arbeitgeber entschieden und genau wie in Beziehungen gibt es überall kleine Problemchen – ganz normal. Änderbar ist also vor allem die Einstellung, mit der man in die Arbeit geht, mit der man Probleme angeht und Fallstricke umschifft. Prophet erklärt dem Leser anhand von fundierten und realistischen Beispielen, herauszufinden, ob Situationen wirklich so schlimm sind, oder wir sie nur als solches wahrnehmen. Würde eine Gehaltserhöhung wirklich die Laune verändern, mit der wir morgens in die Arbeit gehen? Und wie sähe es aus, wenn die Gehaltserhöhung der Kollegin deutlich höher ausfällt als die eigene – die dann auf einmal gefühlt nicht mehr so viel wert ist?
Konkrete Gedankenexperimente und Anstöße zum Reflektieren des eigenen Verhaltens können helfen, den eigenen Standpunkt mal rein objektiv zu betrachten und Gefühle zunächst außen vor zu lassen – denn manchmal ist es auch tatsächlich ratsam, einen Job loszulassen und etwas neues zu versuchen. Vergessen darf man dabei jedoch nie: sich selbst und seine Einstellung nimmt man immer mit – also sollte man auch wirklich die richtigen Stellschrauben ändern, um sein persönliches Glück nicht ausschließlich in seiner Freizeit suchen zu müssen.

Ein tolles Buch für alle, die vielleicht auch gerade in die zweite, dritte Stelle starten und sich irgendwann fragen: „Soll es DAS wirklich sein?“

 

Margaret Atwood | Hexensaat

Ich oute mich heute mal als großer Atwood-Fan. Meine Liebe zu den fantastischen, oft dystopischen Büchern der Autorin begann vor Jahren mit dem Zukunfts-Roman „Orxy & Crake“ und wurde in den letzten Monaten vor allem durch die grandiosen Verfilmungen von Atwoods dystopischen Werken „Der Report der Magd“ (zum Trailer) und „Alias Grace“ (zum Trailer) vertieft. Ich habe mit den Protagonistin gelitten, die Zähne zusammengebissen, riesengroße Wut heruntergeschluckt und mich aufgelehnt. Wer generell auf zukunkftskritische Szenarien steht, die mit einer Prise Feminismus und Rebellion gegen das herrschende System gewürzt sein dürfen: absolute Lese-, Hör- oder Sehempfehlung!
Atwoods neuestes Buch geht in eine andere Richtung. „Hexensaat“ hat mich auf das Shakespeare-Projekt aufmerksam werden lassen, und als ebenso großes Shakespeare-Fangirl finde ich dieses mehr als gelungen!
Anlässlich Shakespeares 400. Todestag wurde das „Hogarth Shakespeare Projekt“ ins Leben gerufen. Internationale Bestseller-Autoren wie Jo Nesbo und Gillian Flynn interpretieren Shakespeares Klassiker wie zum Beispiel „Die widerspenstige Zähmung“ oder „Ein Wintermärchen“ neu und holen die Handlung in die heutige Zeit. Das verspricht, spannend zu werden, und mit Margaret Atwoods „Hexensaat“ habe ich begonnen.
The Shakespeare ProjectHexensaat versteht sich als die Neuinterpretation von Shakespaeres „Der Sturm“. Statt dem gewohnten Insel-Szenario mit Zauberern und Piraten sehen wir uns einem desillusionierten und abgesetzten, von der Welt abgewendeten Theater-Regisseur gegenüber. Sein Liebstes wurde ihm genommen – gleich in doppelter Hinsicht. So ist seine kleine Tochter verunglückt, seine Frau hat ihn verlassen, doch deren Geister lassen ihm – metaphorisch gesprochen – keine Ruhe. Gefängnis-Inszienierung statt Insel-Setting, Strafgefangene statt Piraten – mir persönlich hat die neue Sicht auf „Den Sturm“ sehr gefallen und viele Paralellen wurden erstaunlich stimmig in die heutige Zeit transferiert.

Ein tolles Buch – vor allem für Shakespeare-Fans! – das aber mit Sicherheit auch seinen Platz in den Regalen literarisch unbedarfter Leser finden dürfte, da die Handlung auch ohne Hintergrundwissen eine spannende ist und durch Atwoods Schreibe gewohnt spannend zu lesen.

Atwood Hexensaat Der Sturm

Neben der gelungenen inhaltlichen Ausgestaltung ist das Buch auch sehr schön anzuschauen: Klappt man den Buchrücken auf, erschließt sich einem das Shakespeare-Projekt sofort (und man kann sich durchaus auch beobachtet fühlen.. 😉 )und schaut man ins Buch hinein, sind die Deckseiten mit ihrer filigranen Musterbordüre ein wahrer Augenschmaus – hach 🙂

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Vielleicht konnte ich ja dem ein oder anderen Lust auf eines der Bücher machen- es lohnt sich wirklich. Was liegt gerade bei euch auf dem Lesestapel? 🙂

1 Comment

  1. strawberrymouse 2. April 2018 at 23:24

    Hautpflege und Ernährung…wer hätte das gedacht ;D
    Ich habe nur absolut keine Zeit zum Lesen bzw. nehme sie mir nicht – vielleicht sollte ich mal eines zum Thema Zeitmanagement lesen 😉
    Less is more klingt tatsächlich nicht schlecht…so Eso-Schischi-Zeug mag ich nämlich auch nicht. Andererseits kann ich mich mit Selbsthilfe-Ratgebern auch nur schwer anfreunden…

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