Beauty Reads: »Die Farben der Schönheit« von Corina Boman

Bücher, insbesondere Dreiteiler, über historische Epochen und deren Berufe, boomen gefühlt gerade sehr. Es geht um die Kunst der Seifenherstellung, um Kaufhäuser, Stoffhersteller oder Chocolatières. Reihe um Reihe füllen sich die Regalbretter der Bücherläden mit den immer gleichen, austauschbaren Covern. Sie zeigen pastellfarbenen Villen, Blüten und Damen im Profil.
Aus diesem Grund habe ich dem, ich nenns mal, verklärten Frauenschicksalsgenre, nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Bis jetzt. Vor kurzem habe ich „Face Paint“, DAS Fachbuch über die Geschichte der Schönheit und Kosmetik von Kosmetik-Guru Lisa Eldrigde verschlungen. Seitdem bin ich absolut angefixt und suche nach weiteren Büchern über die Schönheit(sindustrie), die mich ähnlich begeistern können. Ich möchte weiterlesen und noch mehr erfahren über die Geschichte der Schönheit und die Schicksale der einstigen Pioniere des Kosmetikmarktes.

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Und genau hier setzt Corina Bomans Auftakt-Roman zu einer dreiteiligen Serie rund um den „Puder-Krieg“ der Kosmetik-Ikonen Helena Rubinstein und Elizabeth Arden an. Sagt euch nichts? Die Namen der beiden Frauen – beides übrigens Künstlernamen, die sie sich selbst zulegten – sind sicher den meisten Beauty-Begeisterten ein Begriff. Auch wenn die heutige Produktriege nur noch ein Abglanz früherer Zeiten ist…

»Die Farben der Schönheit: Sophias Hoffnung« von Corina Boman

Es ist die alte Geschichte: Tochter aus gutem Hause verliebt sich in ihren Professor und wird ungeplant schwanger. Daraufhin lässt er sie sitzen. Doch wir schreiben das Jahr 1926, und eine alleinstehende, schwangere Frau hat ohne familiären Rückhalt kaum eine Chance. Auch dieser bricht für die Chemie-Studentin Sophia Krohn weg und so steht sie schließlich da: mit einem abgebrochenen Studium, ohne Dach über dem Kopf, ohne eigenes Einkommen.

Aber Sophia lässt sich nicht unterkriegen: sie findet Zuflucht bei einer alten Freundin aus Kindertagen. Unkonventionell, wie Henny als Varietè-Tänzerin ist, verurteilt sie Sophia nicht und unterstützt sie in ihrer Schwangerschaft. Wenig später bietet sich den beiden die einmalige Chance, nach Paris auszuwandern – was Sophias Leben eine komplett neue Wendung geben wird.

Ohne Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis sieht sich Sophia zunächst nur mit weiteren Hindernissen konfrontiert. Sie träumt davon, ihr Studium fortzusetzen, als sie eines Tages durch Zufall das Schönheitsinstitut von Helena Rubinstein betritt. Sie erkennt rasch das Potential von Cremes, Rezepturen und Schönheitspflege und setzt sich ein hohes Ziel: sie möchte für die Kosmetik-Ikone arbeiten! In der kleinen Küche ihrer Pension rührt, forscht und testet sie so lange, bis es ihr gelingt, eine Gesichtscreme herzustellen, mit der sie Helena Rubinstein für sich einnehmen will. Ein Eignungstest der ganz besonderen Art… der sie schließlich bis ganz nach oben in Rubinsteins Firma bringt. Doch auch dort währt der Frieden nicht lange, denn auch die Erzrivalin der Unternehmerin, Elizabeth Arden, erkennt Sophias Potential und macht ihr ein unwiderstehliches Angebot…

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Das Rezept für einen guten Roman

Die Geschichte, wenn auch literarisch nicht besonders herausstechend geschrieben, liest sich flüssig und aufgrund des bewegten Hintergrundes sehr interessant. Obwohl das Buch über 500 Seiten hat, hatte ich es nach einigen Tagen bereits fertig gelesen.
Ich könnte mir vorstellen, dass die beiden Folgebände noch mehr begeistern können, da der „Puderkrieg“ erst dort richtig ausbrechen wird. Wer jedoch einen detaillierten Einblick in das Entwickeln von Rezepturen oder die Marketing-Geschichte von Helena Rubinstein erwartet, dürfte ein wenig enttäuscht werden. Ich hätte mir etwas mehr Fachjargon gewünscht. Gerade wenn die Protagonistin Chemiestudentin ist und Wirkstoff-Rezepte entwickelt, hätte das die Authentizität noch gefördert und der kosmetik-interessierten Leserin einen Einblick mit Mehrwert geboten.
Sehr gelungen fand ich die Einbettung von Sophias Schicksal in die Gegebenheiten und Geschehnisse der 20er Jahre, ebenso auch die Wahl der Schauplätze. Man vergisst so häufig, wie viel sich seitdem in punkto Gleichstellung getan hat! Gerade deswegen ist umso bewundernswerter, was damals bereits Frauen wie Helena Rubinstein, Elizabeth Arden oder auch Estèe Lauder geschafft haben und den Weg ebneten für ernstzunehmende Firmengründerinnen. Vom beginnend braunen Berlin hin ins schillernde Paris und dem Kontinent, auf dem alles möglich ist.

Etwas gestört haben mich auch die sehr spröden „Erotikszenen“, von denen man zwei im Buch findet, die fast identisch formuliert wurden.
Alles in allem also ein netter Pageturner, wenn man historische Romane mag und Lust auf einige Nachmittage „easy reading“ hat. Ich werde mir die Folgebänder sicherlich auch besorgen 🙂

* * *

Corina Bomann | Die Farben der Schönheit: Sophias Hoffnung | erschienen 02/2020 im Ullstein Verlag
544 Seiten, 14,99€

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